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ORTSGESCHEHEN

Erweiterung der 'norma' als Chance

Ein Einkaufsmagnet soll den Einzelhandel an der Bahnhofstraße erhalten und stärken. Die unmittelbar angrenzenden Einzelhändler allerdings fühlen sich eher erdrückt denn gestützt. Die geplante Erweiterung des bestehenden Einkaufsmarktes wird daher von den Nachbarn abgelehnt und bekämpft. Das Rathaus will die Erweiterung weiterhin durchziehen und rüstet sich bereits für mögliche Rechtsstreitigkeiten.
Mit einer Verkaufsfläche von 430 Quadratmetern sieht sich der Markt nicht mehr lebensfähig. Jetzt soll das Gebäude in den Vorplatz nach Süden um sieben Meter erweitert und damit 130 Quadratmeter zusätzliche Verkaufsfläche gewonnen werden. Der verbleibende Freiplatz wird völlig neu gestaltet, die Tiefgaragenabfahrt nahezu halbiert und stattdessen eine behindertengerechte Zugangsrampe angelegt.
Das Rathaus möchte den Markt unbedingt erhalten, um Besucherfrequenz in die Bahnhofstraße zu holen und den einstigen zentralen Gewerbestandort im Ort zu bewahren, der allmählich stark ausfranst. Zudem ist der Einkaufsmarkt und sein Umfeld nicht eben eine Zierde für das Ortsbild, so dass nahezu jede Veränderung begrüßt würde. Und schließlich gilt für den Markt quasi Artenschutz, ist er doch der einzige Einkaufsmarkt im Ort, der nicht zu jenem Lebensmittelkonzern gehört, der im Gewerbegebiet Ost ein großes Logistikzentrum unterhält.
Die Ladengeschäfte in zweiter Reihe sehen mit der geplanten Erweiterung dagegen die Bedingungen einer Koexistenz überschritten. Ein Friseursalon und ein Reisebüro wären mit dem Neubau vor ihren Schaufenstern nicht mehr von der Bahnhofstraße einsichtig und würden daher ihre komplette Laufkundschaft verlieren, so ihre Berfüchtungen. Ihr Rechtsvertreter rechnet mit einem Drittel Geschäftseinbussen und damit ihrerseits mit Bedenken des langfristigen Überlebens. Zudem würde der Anbau die Geschäfts so verdunkeln, dass nur noch bei künstlichem Licht gearbeitet werden könne. Auch das Einbruchsrisiko steige bei Uneinsichtigkeit.
Der Gemeinderat will diese Bedenken jedoch nicht nachvollziehen. Der Friseurladen beispielsweise werde nahezu ausschließlich von Stammkundschaft getragen, habe ein Wirtschaftsgutachten für die Markterweiterung ergeben. Die Vorteile durch die Aufwertung des Einkaufsmarktes würden alle denkbaren Nachteile außerdem weit überwiegen. So werde die Aufwertung der Freiflächen ganz andere Laufkundschaft anziehen. Der Einkaufsmarkt wird zudem darauf verpflichtet, unmittelbar an der Straße eine Werbetafel zu unterhalten, mit der auf die hinterliegenden Läden aufmerksam gemacht wird.
Die Alternative, ein Ende des Lebensmittelmarktes, wäre nach Sicht des Rathauses für die anliegenden Betriebe jedenfalls weitaus dramatischer. Es würde laut Gutachten die gesamte Einzelhandelsstruktur in der Ortsmitte geschwächt werden, was "viel gravierendere Auswirkungen auf die benachbarten Geschäfte" hätte. Mit der geplanten "Aufwertung des Umfelds" werde in jedem Fall "die Attraktivität des Standorts erhöht".
Um die Erweiterung rechtssicherer zu machen, hat das Rathaus jetzt bereits die Argumentation umgestellt. Bisher war der Einkaufsmarkt als Nahversorgung definiert gewesen, was ihn als Gewerbebetrieb im Wohnumfeld der Bahnhofstraße und des westlichen Umgriffs bis zur Daitenhauser Straße gestattet. Mit der Vergrößerung der Einkaufsfläche kann diese Beschränkung auf die unmittelbare Umgebung nicht mehr hinreichend belegt werden. Jetzt soll das Bestandsrecht über die Einstufung als "nicht störendes Gewerbe" hergeleitet werden, was in dem Wohngebiet ebenfalls zulässig ist.

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