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ORTSGESCHEHEN

Dietersheim streitet um die Ortsumgehung

Dietersheim streitet um die Ortsumgehung

Heftig gestritten wurde bei der Dietersheimer Bürgerversammlung am Mittwoch im Bürgersaal über die geplante Ortsumgehung. Mit dem Einstieg in konkrete Planungen nach Jahrzehnten der Absichtserklärungen haben sich nun auch Gegner des Projekts formiert und bei der Versammlung mit rund 120 Besuchern erstmals ihre Sorgen und Argumente dargestellt.
Allerdings richteten sich die artikulierten Bedenken vorrangig gegen ortsnahe Varianten der Trassenführung, die im Verfahren untersucht werden, die jedoch auch von den Befürwortern der Straße nicht gewollt sind. Eine Straße, an der entlang das Dorf entstanden ist, aus dem Ort an den Ortstrand verlegen und damit die Entlastung der Anlieger von Lärm und Schadstoffen mit der Belastung neuer Anlieger erkaufen? Und dafür auch noch zehn Millionen Euro plus x ausgeben? In einer online-Petition, die nach weniger als einer Woche schon 113 Unterstützer zählt, haben sich Dietersheimer gegen die Umgehungspläne verwahrt.
Drei der vier Varianten, die vom Echinger Rathaus in die Verfahrensuntersuchungen geschickt wurden, tauschen in der Tat im wesentlichen die Anlieger der künftigen Staatsstraße aus. Die Initiativgruppe zur Unterstützung der Umgehung machte bei der Versammlung jedoch klar, dass diese drei Varianten auch für sie nicht in Frage kämen.
Sie fordern die große Lösung mit einem weiten Bogen westlich um Dietersheim, bei der mit den erforderlichen Lärmabschirmungen nach ihren Darstellungen niemand im Ort mehr die Straße spüren sollte. Allerdings bedingt diese Trasse den naturschutzfachlichen höchsten Eingriff, vor allem weil sie dutzendeweise Lebensräume und Brutplätze der Feldlerche durchschneidet, einem europaweit geschützten Tier. Die nötigen ökologischen Ausgleichsmaßnahmen, die der Gemeinde für diese Trasse auferlegt würden, lägen rund um das Zehnfache höher als bei den anderen Varianten.
Bürgermeister Josef Riemensberger nahm eine Favorisierung dieser Variante nicht in den Mund, stellte aber ausdauernd klar, dass die anderen Trassenoptionen hauptsächlich der ordungsgemäßen Verfahrensabwägung wegen untersucht würden. Die Gemeinde würde das Planungs- und Genehmigungsverfahren "ganz, ganz gründlich und ergebnisoffen" durchführen, versicherte er. So sei die ebenfalls untersuchte Variante, die Umgehung östlich an Dietersheim vorbeizuführen, "eigentlich keine Option", räumte er ein, aber ein Verfahren werde jederzeit vor Gericht angreifbar, wenn diese Variante nicht mal behandelt worden sei.
Ob die Gegner der Umgehung mit der Umfahrung in weitem Bögen leben könnten und ihre Opposition einstellen oder grundsätzliche Vorbehalte gegen jegliche Investition in eine neue Straße und die damit verbundenen Eingriffe in den Lebensraum um Dietersheim aufrecht erhalten, war bei der Versammlung noch nicht absehbar. Riemensberger betonte, dass "breiter Konsens mein Wunsch wäre".
Die Unterstützerinitiative hatte vor Jahresfrist rund 750 Unterschriften für die Ortsumgehung gesammelt. Akut geworden ist das Projekt, weil die Bundesstraße zur Staatsstraße abgestuft wird und die Gemeinde ausgehandelt hat, dass die dafür nötigen Finanzmittel statt in eine Sanierung der bestehenden Straße in die Finanzierung einer Umgehung umgeleitet würden.
Auf der B11 durch Dietersheim werden derzeit 9300 Fahrbewegungen täglich im Nordteil gezählt und im Süden, nach dem Zufluss der Straßen aus Neufahrn und Eching, 13.300 Fahrten in 24 Stunden. Der Bürgermeister bezeichnete den Zeitpunkt, die Straße jetzt anzupacken, auch aus investitionstechnischen Gründen als ideal, da derzeit "die Zinsbelastung für eine Kreditfinanzierung wahrscheinlich geringer ist als die Preissteigerung im Bau, wenn man abwartet".
Trotz der naturschutzrechtlichen Hürden für die große Lösung sei es "der Versuch wert, diese Trasse durchzusetzen", sagte er. Allerdings rief er auch dazu auf, "dass sich auch der Naturschutz ein Stück bewegen muss, ansonsten wird's sehr schwer".

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