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Der Buchtipp: „Löwen wecken“

Der Buchtipp: „Löwen wecken“

 
Der Buchtipp für den März 2015 vom 'Echinger Bücherladen', diesmal von Michaela Kube:

Ayelet Gundar-Goshen: Löwen wecken
Kein & Aber, € 22,90

Wüste, Vollmond, Landstraße: Das Cover von Ayelet Gundar-Goshens neuem Roman „Löwen wecken“ skizziert mit wenigen Linien das Ausgangssetting: Etan Grien, Neurochirurg in Israels Wüstenstadt Beer Sheva, überfährt einen illegalen Einwanderer aus Eritrea. Es ist nur eine Frage von Minuten, so weiß Grien als Arzt, bis der schwerst verletzte Mann sterben wird.
Die Möglichkeit, sich in den Jeep zu setzen und davonzufahren, steht mit einem Mal schlicht und klar in der Nachtluft – und Grien gibt dem Impuls nach. Doch bevor er am nächsten Morgen richtig begreift, was er getan hat, steht eine Eritreerin vor seiner Haustür, in der Hand das Portmonnaie, das Grien bei der Untersuchung des Unfallopfers aus der Hosentasche gefallen war.
Diese Zeugin, die Ehefrau des Getöteten, beginnt Grien zu erpressen: Für ihr Schweigen soll Grien nachts den übrigen illegalen eritreischen Einwanderern medizinische Hilfe leisten. Grien lässt sich darauf ein und führt fortan ein Doppelleben, das ihn allmählich ans Ende seiner Kräfte bringt: tagsüber der anstrengende Dienst im Krankenhaus, nachts die Behandlung der eritreischen Flüchtlingsgemeinde in einer verlassenen Garage.
Dazu das Misstrauen seiner Frau und seiner Kollegen, das nur mit immer neuen Lügen zerstreut werden kann. Zugleich ist Etan bei aller Wut zunehmend fasziniert von Sirkit, ihrem natürlichen Stolz und der Selbstverständlichkeit, mit der sie ihre Machtposition ausfüllt: Sie wechselt einfach von der Seite derer, über die bestimmt wird, zur Seite derer, die bestimmen.
Ihre Wissbegier und das Geschick, mit dem sie ihm als medizinische Assistentin zur Hand geht, erinnern Etan an sich selbst als junger Arzt, und so entsteht im Lauf der gemeinsamen nächtlichen Arbeit eine ganz eigene Verbundenheit zwischen den beiden, in die auch gegenseitige erotische Anziehung mit hineinspielt. Diese brisante Situation verschärft sich noch, als Etans Frau Liat, die als höhere Kriminalbeamtin bei der Polizei arbeitet, mit der Aufklärung des Todes des eritreischen Illegalen betraut wird.
Als Angehörige der Bevölkerungsgruppe der Mizrachim, also der eher dunkelhäutigen Juden aus der arabisch/muslimischen Welt, weiß sie aus eigener Erfahrung, wie sich Rassismus und gesellschaftliche Ausgrenzung anfühlen, und ihr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn lässt nicht zu, dass der Fall mit dem abgepressten Geständnis eines Beduinen-Jungen zu den Akten gelegt wird.

Trotz des hohen Spannungsfaktors ist „Löwen wecken“ kein Krimi. Gundar-Goshen liefert uns ein eindrückliches Bild der heterogenen israelischen Gesellschaft, der feinen Risse und tiefen Gräben, die sie durchziehen. Dabei sind die Figuren nie holzschnittartig gut oder böse - menschliches Verhalten, Gefühle und Beziehungen werden mit analytischer Genauigkeit in all ihrer Komplexität dargestellt.

Ayelet Gundar-Goshen, so lesen wir im Klappentext, lebt und arbeitet in Tel Aviv. Und zwar nicht nur als Autorin, sondern auch als Psychologin....
Wie es mit Sirkit, Etan, Liat und dem Beduinen-Jungen weitergeht? Lesen Sie selbst!

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