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Der Buchtipp: 'Späte Einsichten'

Der Buchtipp:

Der Buchtipp für den Oktober 2015 vom Echinger Bücherladen‚ diesmal von Claudia Borst:
 
David Leavitt: Späte Einsichten
Hoffmann und Campe. Sept. 2015, € 20,-
 
Was geht in Menschen vor, die Hals über Kopf ihr gewohntes Leben aufgeben müssen, in ihrer Flucht tagelang ausgebremst und unsicher sind, wie es in ihrem Leben weiter geht? Nein, es handelt sich hier nicht um einen literarischen Beitrag zur aktuellen Situation in Europa, wenn auch das Thema dieses 2013 in New York erschienenen und jetzt ins Deutsche übersetzten Romans die Lektüre für uns noch intensiver und lohnender macht, als sie es ohnehin wäre...
Der Autor legt Wert auf einen realen geschichtlich-geographischen Rahmen: er stellt seinem Roman einen Stadtplan von Lissabon voran, auf dem die wichtigen Orte der Handlung markiert sind, und beschließt ihn mit einer Danksagung und dem Nachweis der Textquellen, deren er sich bedient hat bei seiner Recherche zur Situation von Lissabon im Sommer 1940.
Die Hotels sind voll belegt mit europäischen Juden, die vor der Verfolgung der Nazis fliehen und auf ein Ticket für eine Überfahrt nach Amerika auf einem der viel zu kleinen Dampfer hoffen, die ihnen zur Verfügung stehen. Eine zweite Gruppe Wartender sind Amerikaner aus ganz Europa auf der Flucht vor den Kriegswirren, die auf der riesigen "Manhattan", auf der nur amerikanische Staatsbürger zugelassen sind, eine Rückkehr in die USA gebucht haben,
Für die Juden ein angstvoller Wartezustand, aber für alle ein seltsamer Schwebezustand zwischen einer Vergangenheit, die abrupt beendet werden musste, und einer absolut ungewissen Zukunft, die mit großen Sehnsüchten und auch Ängsten befrachtet ist. In diesen kurzen Tagen einer Gegenwart, die sich für die Betroffenen seltsam bodenlos anfühlt, weil sie keine wirkliche Gegenwart, sondern eher eine Zwischen-Zeit ist, in der alte Sicherheiten verloren gegangen sind, spielt die Handlung des Romans.
Zwei sehr unterschiedliche amerikanische Ehepaare mittleren Alters lernen sich in einem Café kennen. Wie unter einem Brennglas beginnen bisher kontrollierte Problemherde in kürzester Zeit in Brand und damit ihr Leben dramatisch aus den Fugen zu geraten. Erst nach dem Ablegen der "Manhattan" können sich drei von ihnen ein neues Leben mit neuen Sicherheiten schaffen.
 
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