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Der Buchtipp: 'Wintertransfer'

Der Buchtipp:

Der Buchtipp für den Dezember 2015 vom Echinger Bücherladen, diesmal von Kai Klindt:
 
Philip Kerr: Wintertransfer
Tropen Verlag 2015 € 14,95
 
Ein Fußballkrimi auch für die, die mit Bundesliga, Champions League oder Europameisterschaft so gar nichts anfangen können.
Wintertransfer, das sind jene vier Wochen von kurz vor Weihnachten bis Mitte Januar, in denen die britischen Spitzenclubs ihre Spieler austauschen können – eine Zeit des dicken Geschäfts und des schlechten Wetters, in der Autor Philip Kerr seinen Helden und Ich-Erzähler Scott Manson auf Tätersuche schickt.
Manson ist Co-Trainer von London City. Das ist einer jener in den vergangenen Jahren emporgekommenen Fußballclubs, die Existenz und sportlichen Erfolg im Wesentlichen den Milliarden osteuropäischer Oligarchen oder anderer zwielichtiger Geldaristokraten verdanken.
Stunden vor einem entscheidenden Spiel verschwindet Joao Zarco, Mansons ebenso egomanischer wie charismatischer Vorgesetzter, von der Bildfläche und wird bald darauf tot in einem Betonschacht des heimischen Stadions gefunden. Mord oder Selbstmord?
Club-Mäzen Viktor Sokolnikow misstraut der Polizei – genauso wie diese vermutlich ihm – und setzt Manson nicht nur als neuen Cheftrainer, sondern gleich auch als Privatdetektiv ein. Die Recherchen führen mitten hinein in die Welt des überkommerzialisierten Fußballs, die durch spektakuläre Stadionneubauten von Stararchitekten, durch Korruption und Schiebereien und durch eine penetrante Medienmeute gleichermaßen gekennzeichnet ist.
Der Reiz des Buches liegt nicht nur in der subtilen Spannung, die Philip Kerr aufbaut, ohne dem Leser blutrünstige Szenen zuzumuten oder den Fall in einem effekthaschenden Showdown auslaufen zu lassen. Auch die Figur des Scott Manson zählt zu den Stärken des Romans. Kerr skizziert seinen Protagonisten und Aufklärer gegen jedes Klischee eines Fußballtrainers, einst als Opfer eines Justizirrtums inhaftiert, später mit zwei Hochschulabschlüssen zum Intellektuellen auf dem Platz avanciert, der bei passender Gelegenheit Aristoteles zitiert. Ja, auch Manson hat mit dem Ballsport seine Millionen gemacht, aber über allem steht bei ihm doch wohl dies: die Liebe zum Fußball.
 
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