. .

ORTSGESCHEHEN

Lesermail zum Bürgermeisterwahlkampf

Das Ziel von Herrn Thaler, "hochattraktive Betriebe mit qualifizierten Arbeitsplätzen und hohem Steueraufkommen für Eching zu gewinnen" (Zitat aus seiner Anzeige im letzten Echinger Forum), ist aller Ehren wert. Aber ist das realistisch? Zumal "durch eine enge Kooperation mit der TU in Garching"?
Versetzen wir uns in einen potentiellen Arbeitgeber hinein: gehe ich nach Garching, dort wo die TU beheimatet ist, wo ich die Studenten als potentielle zukünftige Arbeitskräfte frei Haus geliefert bekomme, die direkten Anschluss an das Münchner Nahverkehrssystem haben (heutzutage für viele Berufseinsteiger auch ein Auswahlkriterium für den Arbeitgeber) und wo die IT-Infrastruktur schon längst vorhanden ist, oder wähle ich den (fiktiven) Dietersheimer Business Campus, zu dem ich von der TU Garching erst in einen Bus umsteigen muss.
Und daß sich die TU Garching hier ausgerechnet Eching aussucht, ist wohl auch eher unwahrscheinlich. Da wird man in Garching schon ein Auge drauf haben...
In einem Interview eines Anzeigenblattes hatte Herr Thaler dann noch die Idee, dass die Echinger dadurch wohnortnahe Arbeitsplätze bekommen könnten. Bei einer Arbeitslosenquote von höchstens 2 % dürfte es aber schwer fallen, allzu viele hochqualifizierte Echinger zu finden, die spontan ihre doch recht sicheren Arbeitsplätze bei Siemens, BMW, der Allianz etc. aufgeben, um evtl. bei einem hoffnungsvollen Start-Up in Eching-Dietersheim anzufangen. Von daher fürchte ich, dass seine Ideen in dieser Hinsicht Visionen sind, die Luftschlösser sind und bleiben werden.
Der Vergleich beim Gewerbesteueraufkommen mit Garching und Unterschleißheim wirkt auf den ersten Blick wie ein vernichtendes Zeugnis für die Echinger "Wirtschaftspolitik" (und wahrscheinlich hätte man einiges besser machen können). Aber die Voraussetzungen, die Herr Thaler als vor 20 Jahren ähnlich bezeichnet, haben sich seitdem eben stark verändert. Die U-Bahn wurde erst 1994 bis Garching-Hochbrück, in 2006 dann bis zur TU verlängert. Das hat die Voraussetzungen wesentlich zugunsten Garchings verändert. Der Ausbau der TU selbst natürlich sowieso.
Im Falle von Unterschleißheim muss man beachten, dass das Gewerbesteueraufkommen durch den Wegzug von EADS (bzw. Airbus Military) und Microsoft in Zukunft eher sinken wird. Um Ersatzansiedelungen anzuziehen, wurde der Hebesatz jüngst auf denjenigen von Garching gesenkt.
Es gilt das alte Sprichwort: glaube keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast (nein, ich unterstelle Herrn Thaler natürlich keine Fälschung)!
Im gleichen Interview beschrieb Herr Thaler sich dann noch als privat äußerst sparsamen Menschen, der jede Ausgabe hinterfragt. Im gleichen Interview kündigte er aber dann aber auch an, gleich die ganz große Lösung für sämtliche Ortsumfahrungen (Eching, Dietersheim, Günzenhausen) anzugehen - und alle Kinderspielplätze in der Gemeinde sofort zu sanieren. Ob das den von ihm so kritisierten Schuldenstand von Eching wohl sinken lassen wird?
Zu guter Letzt: die Wahlkampfaussagen von Herrn Kellerbauer haben mich auch nicht gerade vom Hocker gerissen. Aussagen über Allgemeinplätze, die letztlich jeder unterschreiben kann, aber ohne irgendwelche Verbindlichkeiten. Aber auch ohne Luftschlösser...
Tobias v. Wangenheim
 
(weitere Lesermails zu diesem Thema)

WetterOnline
Das Wetter für
Eching