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ORTSGESCHEHEN

Basteln am Echinger Knoten

Basteln am Echinger Knoten

Wo heute der "Stachus" liegt, der gerade durch eine Umbaumaßnahme als Verkehrsknotenpunkt lahmgelegt ist, war anfangs des 20. Jahrhunderts Eching schon zuende. Am westlichen Ortstrand verteilten sich die Feldwege in die Flur. Die Hauptstraße durch Eching führte nach dem Ortsende, auf Höhe des heutigen Huberwirts, in scharfem Knick nach Süden weiter in Richtung Kreuzhof und Schleißheim und am Ortsende zweigten nördlich von ihr ab die Straße nach Günzenhausen, auf der man später auch zum Bahnhof gelangen sollte, der Weg nach Deutenhausen, ein Weg nach Hollern und weiter nach Lohhof und nach Süden schließlich ein reiner Weg zur Erschließung der Felder, auf dessen Spur heute die Heidestraße verläuft.
Erst mit der ungezügelten Motorisierung nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese zufällige Feldweggabelung so vielbefahren, dass sie analog zum seinerzeitigen Münchner Verkehrsknotenpunkt vor der Einführung der Fußgängerzone im Volksmund "Stachus" benannt wurde. Vor fast exakt 30 Jahren, 1987, griff das Rathaus in die oft chaotische Verkehrssituation ein und gestaltete den "Stachus" so um, wie er heute noch aussieht, mit der extremen Verschwenkung der Bahnhofstraße und der Platzsituation mit Brunnen vor dem Huberwirt.
Nach der immer weiter auch nach Westen ausgreifenden Bebauung, der Erschließung der Felder um die Heidestraße als Wohngegend für Heimatvertriebene und der fortschreitenden Bebauung entlang Bahnhof- und Hollerner Straße war in den 1950er Jahren an der Zusammenführung von Bahnhof-, Daitenhauser und Hollerner Straße ein Kreisverkehr errichtet worden. Kurioserweise war an die Hauptstraße in den Kreisel nicht einbezogen, sie blieb durch eine Verkehrsinsel von der Kreiseltrasse separiert. Zwei Kreiselausfahrten führten an der Verkehrsinsel vorbei auf die Hauptstraße.
Das Bild von 1970 (ob.) zeigt diese Verkehrsinsel entlang der Hauptstraße und am Bildrand rechts den Kreisel. Auf dem Luftbild von 1986 (unt.), unmittelbar vor der Umgestaltung, ist der "Achter" in der Straße erkennbar. Beide Fotos sind aus dem Gemeindearchiv.
"Besonders zweckmäßig ist diese Zwei-Insel-Lösung nie gewesen", leitete Bürgermeister Joachim Enßlin 1987 im "Echinger Forum" die Umgestaltungspläne ein, "im Gegenteil, sie hat oft zur Verwirrung besonders der nicht ortskundigen Autofahrer beigetragen". Der Gemeinderat habe es daher angepackt, "diesen Echinger Knoten aufzulösen und den Platz verkehrlich und gestalterisch neu zu formen".
Die Hollerner Straße wurde vom "Stachus" abgehängt und mündete fortan einige Meter westwärts seperat in die Hauptstraße. Die Bahnhofstraße wurde zur Verkehrsberuhigung verschwenkt und bildete an ihrer neuen Mündung in die Hauptstraße nun eine klassische Kreuzungssituation mit der Heidestraße. Die Daitenhauser Straße mündete nur noch in die Bahnhofstraße.
Durch die Verschwenkung der Bahnhofstraße entstand vor dem Huberwirt eine Platzsituation. Von der neuen Einmündung der Hollerner Straße bis zur Danziger Straße wurde die Hauptstraße mit beidseitigen Gehwegen ausgestattet. Diese Umgestaltung solle "den Verkehr, vor allem auch für Fußgänger und Radfahrer, sicherer machen", erwartete der Bürgermeister seinerzeit, "den Verkehr auf der Hauptstraße verlangsamen und schließlich soll sie dazu beitragen, der Echinger Ortsmitte durch eine einfache, ruhige und ästhetisch klare Lösung zu einem ansprechenden Schwerpunkt zu verhelfen".
Die 1987 in monatelangen Bauarbeiten hergestellte Neuerung hat bis heute Bestand. Herumgebastelt wird allerdings konstant an der neu entstanden Kurve durch die Verschwenkung der Bahnhofstraße. Von der Freigabe der Fahrbahn Ende 1987 weg war diese Situation heftig kritisiert worden. "Wahnsinnig unglücklich" sei die Polizei, wurde Hauptmeister Eugen Lutz zitiert, das Busunternehmen meldete Beschwerden an. Das Rathaus verteidigte die Engstelle als Ansatz zur Verkehrsberuhigung.
Noch mehr in der Kritik stand seit jeher die Pflasterung mit Kopfsteinpflaster, die 1987 das gesamte "Stachus"-Ensemble optisch neu gestaltete. Dabei musste das Pflaster in weiten Teilen zweimal verlegt werden, denn das ursprünglich vorgesehene Material, das aus Aushub in einem belgischen Dorf gekauft und dann nach Verschiffung über den Rhein nach Eching gekommen war, erwies sich wegen zu breiter Fugen als untauglich. Das dann ersatzweise eingebaute Material soll vom Umbau einer Autobahnzufahrt der A9 in Franken stammen.
Die in den 87er Umgestaltungsplänen auch noch vorgesehene Aufpflasterung der Hauptstraße wurde später rückgebaut, da diese Art der Verkehrsberuhigung auf einer Staatsstraße nicht toleriert wurde. Als Gehwegbelag und in den Einmündungen der Gemeindestraßen verblieb es aber fast 30 Jahre, ehe es mit dem jetzigen Umbau aus den Fahrbahnen ganz entfernt und auf den Gehwegen teilweise ersetzt wird.
 

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