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ORTSGESCHEHEN

'Bäuerliche Naturverbundenheit, ins Geistige verklärt'

Über 50 Jahre nach seinem Tod sind nun erstmals Werke des renommierten Dietersheimer Künstlers Barthl Mayer im Eigentum der Gemeinde Eching. Der kürzlich verstorbene Georg Kollmannsberger junior, Sohn des Echinger Ortschronisten und Ehrenbürgers Georg Kollmannsberger, hat sechs Bilder des Mayer Barthl aus dem Nachlass Kollmannsberger seniors der Gemeinde Eching für das künftige Rathaus gestiftet.
Der Mayer Barthl, den in Dietersheim alle nur "den Maler" nannten, war in seiner Mischung aus kleinbäuerlicher Bodenständigkeit und künstlerischem Freigeist ein Unikat. "Seine Bilder verleugnen in der Komposition, im rhythmischen Gefüge und in der Atmosphäre niemals die bäuerliche Naturverbundenheit ihres Schöpfers", hat Kollmannsberger in der Echinger Gemeindechronik das Werk des Dietersheimer Malers charakterisiert, "aber er sah seine Aufgabe nicht darin, einen simplen Abklatsch der Wirklichkeit zu geben, sondern die Materie in das Geistige zu versetzen und zu verklären".
Geboren 1909 auf dem Hof "zum Kramer" in Dietersheim, durfte der 18jährige den damals unerhörten Schritt an eine Münchner Zeichenschule tun, später eine Kunstgewerbeschule und schließlich zur Akademie der bildenden Künste, wo er zehn Semester studierte und parallel in einem Restaurationsbetrieb arbeitete. Fortan war Barthl Mayer Restaurator und Kunstmaler. Er arbeitete bei der Instandsetzung der Sängerhalle auf der Wartburg 1939 ebenso wie bei der Sanierung der Amalienburg im Nymphenburger Park 1956. Kirchen restaurierte er in ganz Südbayern, natürlich auch St. Andreas in Eching und St. Johannes in Dietersheim, wo er dazu die Kreuzwege beider Kirchen malte.
1948 baute sich der lebenslange Junggeselle ein Häuserl an den Ortsrand von Dietersheim, an den Weg, der heute zu seinen Ehren Barthl-Mayer-Weg benannt ist. "Obwohl Dietersheim damals nicht einfach zu erreichen war, gaben sich Besucher zeitweise die Türe in die Hand", schreibt sein Biograf Erich Milchgießer in der einzigen Monografie über den Maler: Künstlerkollegen, Kunstakademiker, Freunde und immer wieder auch junge Modelle.
"Der Maler", wie er am Ort nur genannt wurde, der in Dietersheim auch Küchen ausweißelte oder Milchkannen beschriftete, war wohl ein geselliger Plauderer und guter Gesellschafter. "Das Leise überwog", analysierte Milchgießer, "das Flair dieses Hauses und seines Bewohners. Er war gesellig, er brauchte und suchte die Menschen". Sein künstlerischer Rat sei weithin gefragt und gesucht gewesen, weil ihm "Konkurrenzdenken fremd gewesen" sei.
Seine Werke datierte oder registrierte er nie, er malte immer für den Augenblick. Jede Ausstellung wurde nur mit aktuellen Werken bestückt - andere waren schon verkauft oder wieder von der Leinwand gekratzt. Seine Themen und Techniken waren völlig unterschiedlich, von der Landschaft in Öl über das Stilleben in Aquarell bis zur Abstraktion auf Holz. "Er hat immer versucht, seine künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern", heißt es in seiner Biografie.
In seinen letzten Lebensjahren hatte er noch einen Lehrauftrag für Akt- und Naturzeichnen an der Münchner Meisterschule für Mode erhalten. Im Januar 1965 starb er nach einem Arbeitstag in Freising plötzlich und unerwartet.
Für seinen Freund Georg Kollmannsberger hatte er unter anderem den "Oberschuster" gemalt, Kollmannsbergers Geburtshaus in Dietersheim (Bild ob.). Bis zum Bezug des neuen Rathauses werden die Bilder nun übergangsweise im Heimatmuseum gezeigt (Bild unt.), zum "Tag des offenen Denkmals" am Sonntag erstmals. Ein weiteres Gemälde von Bartl Mayer aus dem Besitz der Pfarrei Sr. Andreas hängt dort bereits, es zeigt die Echinger Kirche.

 

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