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ORTSGESCHEHEN

Sprüche von "Bruder Musikus" beim Starkbierfest 2007

"Mit unserem Partnerverein, der Echinger Blaskapelle, verbindet uns ja ein freundschaftliches Verhältnis, mal spielen die einen beim Volksfesteinzug, mal die anderen. Nur im letzten Jahr, da haben die Veranstalter vom TSV beide Kapellen pratzelt. Beim Einzug trifft mi fast der Schlag: Keine bekannten Gesichter in der Musikkapelle, auch keine Aushilfen vom Musikverein oder der Blaskappele dabei, ja wo kemma denn die her? Und, wo kamat’n mir denn da hi? 2008 und 2009 ist wieder die Feuerwehr Ausrichter des Echinger Volksfests. I hab zwar dort nimmer viel zum Sagen, aber des oane sag i no, Kameraden: Zum Einzug ghört a Echinger Musi her, und zwar oimal die oane, und des andermal die andre, bevor die sogenannten Showbands in der Folge für bleibende Hörschäden beim vorwiegend jüngeren Publikum sorgen."

(zum neuen Dirigenten Alexander Ruderisch): "Was der Herr Doktor in seiner Alchimistenküche an Programmfolgen zusammenbraut, erschließt sich dem homo ludens vulgaris, zu deutsch dem gemeinen Musiker, oft nicht mal annähernd. Dennoch, als unbedarfter Zuhörer, homo audiens normalis, kann man durchaus an den Stücken Gefallen finden. Ob nun der "Tanz der Vampire" bei einem Neujahrskonzert nun grad das Richtige war, noch dazu unmittelbar nach der Rede des für seine Sparsamkeit bekannten Bürgermeisters Josef Riemensberger, sei dahingestellt. Dem Bürgermeister Johann Kißlinger aus Fahrenzhausen hat die diesbezügliche Anspielung recht gut gefallen, ich versteh bloß dessen Schadenfreude net ganz, denn a jeder zwischen Isar und Amper weiß, daß der Hans no knickerter ist als der Sepp."

"Unsere Kleiderwartin, die Frau Aschenbrenner, hockt vor der Orchesterprobe vor ihrem Schrank mit dem Trachtenfundus, wenn man das Sammelsurium an Joppen, Westen, Hosen, Hemden und Schleiferln mal so bezeichnen möchte, da naht der wackere Schwabe (Dirigent Ruderisch) von hinten, sorry, hier muß es eigentlich "Badener" heißen, denn "Badenser" hören sie auch nicht gerne, also: Da schleicht sich der Badener von hinten an und spricht also: „"Isch jetzt da endlich mal was dabei?" Die Margot versteht nicht recht und erhebt sich langsam. "Bitte, wie meinen Sie das, Herr Ruderisch." Doch der zeigt nur stumm auf die Musiker, die gerade ihre Trachtenjacken zuknöpfen. "Ach, Sie möchten auch so eine Musikertracht", schließt die Margot messerscharf aus der Geste, "da müßten Sie aber zuerst zur Schneiderin fahren und sich abmessen lassen." Daraufhin entschwand der Maestro, wahrscheinlich war es ihm peinlich, daß er seine Schrittlänge preisgeben sollte.
Eifrig wie sie ist, hat die Margot im Vereinsausschuß gleich den Wunsch des Dirigenten vorgetragen und damit sofort den Bartl Jonny auf den Plan gerufen. "Des geht fei net, daß der Dirigent einfach so mir nix dir nix a Tracht kriagt. Wir wollen den Dirigenten schon noch wegkennen von den Musikern." Lieber Jonny, das ist auch mit Tracht möglich. Denn merke Dir: Der Dirigent ist der, der sein Steckerl so bewegt, wie die anderen spielen, und normalerweise keinen Ton von sich gibt."

"Ich bin gebeten worden, folgende Annonce zu verlesen: Wegen Verwaisung der Junggesellenbude von Maximilian Riemensberger aufgrund eines längeren Auslandsaufenthalts wird ein geeignetes Domizil für die Nachfeiern nach der Nachfeier nach den Proben gesucht, gerne auch geringfügig möbliert und mit Herd und Kühlschrank ausgestattet. Der Herd sollte zum Rühreibraten geeignet sein und im Kühlschrank sollten sich stets mindestens 100 Eier befinden sowie etwas Geräuchertes und ausreichend Getränke."

"Stark war auch das Programm zum 25jährigen Jubiläum des Bürgerhauses: Da war so einiges geboten: Biertragelklettern, Hüpfburg und Bullenreiten, Bauchtanz und Seilspringen, eine schottische Musikgruppe mit Dudelsack, afrikanische Folklore, Auftritte vom Tanzsportclub, von Karatekämpfern und der Theaterwerkstatt mit Sketchen von Loriot und eine launige Rede von Bürgerhausleiter Dr. Corsten, alles wunderbar – nur eines hat gefehlt: das Publikum. Das lag nicht nur am Fehlen einiger Gemeinderäte und an der späten Einladung der Ehrengäste, auch nicht an den wenig informativen Plakaten. Der wahre Grund ist das Kulturverständnis der Echinger. Ich habs dem Herrn Dr. Corsten voriges Jahr schon hier von dieser Stelle aus zu erklären versucht, da war er leider nicht anwesend, er hätt’s aber auch in der Zeitung lesen können, obwohl man den Unterschied zwischen Kultuur und Kultua mit Buchstaben nur schwer ausdrücken kann. Lieber Herr Dr. Michael Corsten, liebe Frau Simone Fottner, das ist die Nachfolgerin von Frau Barbara Goller, der Echinger an sich liebt die bodenständige Kultur ohne eingeflogene Künstler und auftoupierte Schnörkel. Vor allem handelt er nach dem Grundsatz: "Was der Bauer net kennt, des frißt er net." Das gilt auch für den Kulturkonsum bei solchen Anlässen. Volkshochschule: sehr löblich, Echinger Theaterwerkstatt: o. k., Tanzclub: in Ordnung, Feuerwehr: brav. Aber warum spielt nicht ein Echinger Blasorchester anstatt dem Dudelsack aus Schottland, warum darf die Heimatbühne keinen Volkstanz und keinen Sketch aufführen? Jeder Echinger Verein, der in den letzten 25 Jahren das Bürgerhaus genutzt hat, kommt auch gerne zur Geburtstagsfeier dieses Hauses und bringt Freunde und Bekannte mit, wenn er weiß, daß er erwünscht ist. Zur Echinger Gemütlichkeit gehört an so einem Tag auch a Ausschank im Freien und a paar Bierbänk zum Hinsetzen, von wo aus man die Kleinen in der Hüpfburg beobachten kann. Nach der ersten Halben wagt sich dann der Echinger auch in den Kultur- und Musentempel Bürgerhaus vor. Und, ich muß es leider sagen, liebe Programm-Macher vom Bürgerhaus: Der Echinger liebt auch eine Pause zwischen den Show-Blöcken, zum Essen fassen, Gläser auffüllen, Tank ausleeren, an kurzen Ratsch mit dem Nachbarn. Der Echinger beschwert sich nicht sofort lautstark, wenn ihm etwas nicht gefällt, er brüllt nicht los wie ein Löwe, wenn beim Kartoffelfest ausgerechnet der Kartoffelsalat zum Ochs am Spieß ausgeht, er merkt sich das wie ein Elefant – und geht im nächsten Jahr nicht mehr hin. Man sieht das auch ganz deutlich beim Fischessen der CSU am Aschermittwoch. 2004: Sprecher Otto Wiesheu: voller Saal. 2005: Otto Wiesheu verhindert, Franz Obermeier vertritt ihn: knappe 40 Besucher. 2006: Kerstin Rehm, das ist die große Blonde, die etwa so aussieht wie die Mary von Mary und Gordy, referiert als CSU-Ortsvorsitzende etwas zu ausführlich, Erich Irlstorfer spricht ebenfalls ein wenig länglich, nur Josef Riemensberger faßt sich etwas kürzer: ca. 25 Gäste. Heuer: Franz Obermeier als Redner: weniger als 10 Besucher. Der mündige Bürger pflegt die Abstimmung mit den Füßen: Hat’s ihm net gfallen, geht er nimmer hin."

"Wie ich neulich in der Presse gelesen habe, kandidiert unser Bürgermeister Josef Riemensberger möglicherweise für das Amt des Landrats. Der Sepp wollte auf meine Nachfrage diese Meldung weder bestätigen noch dementieren, womit er bereits eine wichtige Voraussetzung für dieses Amt mitbringt, nur ja nicht festlegen lassen. Der Pointner Manni ist ja auch mal mehr dafür und dann wieder halb dagegen, je nachdem, um welche Planung es geht. Mich wundert heute eines, Sepp: Der Hans Neumaier tritt als Starkbierredner auf (obwohl er angeblich auf den Landratsposten gar net scharf ist), der Erich Irlstorfer mimt den Bruder Emmeram (auch der wird als möglicher Nachfolger vom Pointner gehandelt) und Du hockst da hinten, anstatt daß Du hier am Pult um Wählerstimmen kämpfen tatst. Ich brauch die Stimmen nicht, aber Dir tatens gut, wenn der Obermeier recht behält, daß Du der geeignetste Kandidat warst."

"Wer könnte sein Nachfolger werden? Da wird sich der jetzige 2. Bürgermeister Hans Hanrieder Gedanken machen müssen. Will ich Bürgermeister werden oder will ich Rektor bleiben, jetzt wo Hallbergmoos eine neue Schule bekommt, sogar mit einem kompletten Hauptschulzweig, so daß die Schüler der 7. bis 9. Klassen nicht mehr nach Eching fahren müssen. Beim ersten Spatenstich war er ganz stolz, der Hans. Endlich durfte er mal selbst einen nagelneuen Spaten schwingen und so tun als ob. Das macht ja in Eching immer der Erste Bürgermeister, sei es bei der Realschule oder beim Betreuten Wohnen, Spatenstich ist Chefsache. Gut, daß Du es in Hallbergmoos bei Deiner Schule schon mal geübt hast, Hans, man weiß ja nie, wofür es gut ist. Irgendwann stehst mit Dein’m Spaten neben einem Landrat Riemensberger, der ebenfalls einen Spaten hält, und da solltest Du schon eine gute Figur machen. Dennoch tat ich mirs an Deiner Stelle überlegen, ob ich von Hallbergmoos weggehen tat. Da stellt sich für den Hans wirklich die Frage: Neues Schulhaus oder altes Rathaus?"

"Ich bin ein Transrapid-Befürworter, allerdings nur hier und nicht drüben im Rathaus, da hab ich als Archivar den Amtseid auf Neutralität geschworen. Aber hier, so nach der ersten Maß, kann ich doch meine private Meinung äußern. Ich brauch ihn zwar nicht, den Transrapid, weil ich grundsätzlich nicht fliege, und zum Flughafen würde ich ohnehin nicht mit diesem Verkehrsmittel fahren, denn dann müßt ich ja zuerst mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof fahren, um dann in den Schweber umzusteigen. Von da an wäre ich dann allerdings schneller als die S-Bahn, weil der Transrapid in 10 Minuten am Flughafen ist, und die S-Bahn in dem sogenannten Neufahrn erst einmal geflügelt werden muß und so gut und gerne 14 Minuten von Eching bis zum Airport benötigt. Das hat bereits der Edmund Stoiber richtig erkannt, er hat sich nur in seiner berühmten Transrapid-Rede nicht so klar ausgedrückt.
Doch zurück zur S-Bahn: Wenn ich schon mal mit der S 1 fahren muß, nehme ich ja als Mann von Welt den Zugteil zum Airport (das klingt so international, so global, so erdal). Und dann schaugst in die Gesichter der Mitreisenden im Nadelstreifenanzug und dunkelblauen Kostümchen. Nächster Halt Hackerbrücke, Donnersbergerbrücke, Laim. Und dann: Oberschleißheim, Unterschleißheim, Lohhof, Eching, Neufahrn. Moanst einen von diesen Global-Playern, diesen EADS-Emanzen und Airbus-Fuzzis interessiert, wo Eching liegt, und Neufahrn scho zwoamal net. Die wollen bloß möglichst schnell und ohne Zwischenhalt zu ihrem Flugzeug. Und wenn i dann in Eching aussteig, dann schaun die mich an, als ob der Flieger von München nach Dubai in Alaska a Zwischenlandung machen tat. Ich will in meiner S-Bahn wieder Bayern und Türken um mich haben und nicht zwischen den Koffer-Trolleys der Flugreisenden und dem Chanel No. 5 der Möchte-Gern-Stuardessen meine Heimfahrt vom Arbeitsgericht antreten müssen, darum fordere ich den Bau des Transrapids für den raschen Transport der Passagiere von Munich Main Station to Airport Rail Station oder wie der Bayer sagen tat, von Minga ins Moos. Daß dabei die Forellenteiche vom Kurz Simmerl durch die Stützen für den Transrapid etwas beeinträchtigt werden, tut mir persönlich leid, ich verspreche aber, daß ich weiterhin die Räucherforellen nur von der Fischzucht Nadler kaufe."

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