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ORTSGESCHEHEN

'Völkerverständigung im Pocketformat'

Von Pfarrerin Katrin Weidemann
Kennen Sie Primoz Trubar? Mit etwas Glück können Sie den slowenischen Reformator in Ihrem Geldbeutel entdecken. Neben Mozart, Dante oder den finnischen Singschwänen. Völkerverständigung im Pocketformat!
Ich nutze langweilige Wartezeiten an der Supermarkt-Kasse gern mal zur 'Schatzsuche' im Portemonnaie: Was mag nur hinten drauf sein auf der Münze? Gekrönte Häupter, ein Enzian oder das schöne Malteser Kreuz?
Der Euro feiert seinen 10. Geburtstag. Am 3. Mai 1998 wurde die europäische Wirtschafts- und Währungsunion beschlossen. Der Abschied von der landeseigenen Währung fiel damals vielen schwer. Ob damit eine tatsächliche oder nur gefühlte Teuerung verbunden war, ist bis heute umstritten. Auch ich rechne noch gelegentlich beim Einkauf im Kopf den D-Mark-Preis aus, um ein besseres Gefühl für Preis und Wert zu bekommen.
Trotzdem finde ich dieses Jubiläum feiernswert. Wobei es mir weniger um die Währung und ihren Wert geht, sondern mehr um die Idee, die dahinter steckt, nämlich: Grenzen zu überwinden. Denn das ist doch ein fröhliches Fest und viele freundliche Worte wert: Nationen und Völker, die sich noch in den zurückliegenden hundert Jahren wiederholt mörderisch bekriegten und generationenübergreifend misstrauten, machen nicht nur Schwerter zu Pflugscharen, sondern auch gemeinsame Sache im Portemonnaie. Und widerlegen dabei das Sprichwort, bei Geld höre die Freundschaft auf.
Obwohl Skeptiker ja auch da wieder Bedenken anmelden werden: Ist das denn überhaupt Freundschaft, was Europa zusammenhält? Aber auch bei diesem Einwand bin ich bereit, lieber zu loben als zu zweifeln. Denn obwohl sich sicherlich nicht alle überall in Europa wie Freunde fühlen, versuchen sie eben doch alles Mögliche, um nicht wieder zu Feinden zu werden. Und dieses Ziel ist doch lobenswert und ehrenwert – und auch christlich, oder?
Denn das kennen wir schon lange aus der christlichen Ökumene: dass da viele beisammen sind, die sich bei Bedarf sofort zerstreiten könnten – und genau das eben um Gottes und der Menschen willen möglichst vermeiden. Man kann solche Gemeinschaften leicht als faule Kompromisse kritisieren. Ich aber bin lieber dankbar für die Geduld derer, die so etwas zustande brachten, und genieße die versöhnten Verschiedenheiten.
Nebenbei freue ich mich darüber, immer wieder Neues dazuzulernen. Zum Beispiel, dass Primoz Trubar die Bibel ins Slowenische übersetzt und damit den Grundstein für die slowenische Schriftsprache gelegt hat.

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