ORTSGESCHEHEN

'Theaterbühne für Hochzeits-Event'

Der Beschluss des Gemeinderates, in der Schlosskapelle Ottenburg standesamtliche Trauungen zu ermöglichen, hat in den angrenzenden Orten mächtige Entrüstung hervorgerufen. In einem offenen Brief ans Rathaus verwahren sich Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung von Günzenhausen, Ottenburg und Deutenhausen gegen die 'Herabwürdigung zu einer Theaterbühne für ein standesamtliches Hochzeits-Event'. Im Ort habe es 'helle Empörung' über den Rathausbeschluss gegeben, schildert Pfarrgemeinderat Helmut Schmidt. Zunächst mal fühlt sich das Pfarrgremium übergangen, weil vorab in der Frage nie Kontakt gesucht worden sei; vor allem aber seien, so heißt es im Brief, 'die religiösen Gefühle der christlich orientierten Bevölkerung erheblich verletzt worden'.
Kirchen und Kapellen als 'Stätten der Andacht und des Gebets' würden immer mehr 'einer überbordenden Romantik- und Kitschwelle und einer zunehmenden Amerikanisierung geopfert', schreiben die Günzenhausener, und Eching nehme bei diesem Trend nun eine 'unrühmliche Vorreiterrolle' ein. Sich für eine weltliche Eheschließung ohne christlichen Segen zu entscheiden, dann aber 'für die standesamtliche Vermählung, der Romantik wegen und weil die Erinnerungsfotos dort besonders schön werden, den Rahmen einer Schlosskapelle zu fordern', sei inkonsequent und führe zu einer 'Aufweichung der Wertvorstellungen'. Der Gemeinderat wird aufgefordert, 'die Dinge nicht immer nur nach verwaltungs- und verfahrenstechnischen Gesichtspunkten zu beurteilen, sondern dort wo es angebracht ist, auch christliche bzw. ethisch-moralische Wertvorstellungen einzubringen.'
Bürgermeister Josef Riemensberger zeigte sich 'von der Aufregung überrascht'. Man dürfe in die Neuerung 'nicht alles Negative rein interpretieren', mahnte er. Der Beschluss ermögliche es zum Beispiel, dass kirchliche und standesamtliche Trauung 'an einem Tag und einem Ort' durchgeführt werden könnten. Die Gemeinde werde aber 'die Argumente genau anhören', sicherte er zu. Und er warnte davor, das Thema parteitaktisch zu missbrauchen...

(Hierzu sind Lesermails eingegangen und eine Stellungnahme der Gemeinde.)