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ORTSGESCHEHEN

Revolutionäres Potential

Die Geschichte um die geplante Therme am Hollerner See wirbelt nun möglicherweise die behutsam tarierte Arithmetik der Ortspolitik durcheinander. Die sich allmähliche artikulierende Unzufriedenheit mit den Thermenplänen bündelt sich offenkundig mit dem bereits organisierten Ärger über die Verkehrsproblematik zu einem für die beschaulichen Echinger Verhältnisse revolutionärem Potential.
Die eingeführte Bürgerinitiative 'Durchgangsverkehr raus aus Eching' und eine provisorisch so benannte Initiative 'Unser Hollerner See muss unter Landschaftsschutz' hat nun für die echinger-zeitung.de eine gemeinsame Stellungnahme lanciert, in der gegen die Verkehrsproblematik, gegen die Thermenpläne und zu den Planungen zur Ortsmitte dezidiert Stellung bezogen wird.
Diese 'Außerparlamentarische Opposition' liebäugelt nun offenbar auch mit der Etablierung einer parteipolitischen Speerspitze. In der Stellungnahme heißt es reichlich kryptisch: 'Und so kommt es, dass sich mit uns mancher fragt, weshalb in Echings Gemeinderat das Bündnis 90/Die Grünen noch immer nicht vertreten ist.'
In Kombiniation mit dem im Juli anstehenden Termin der Bürgermeisterwahl wird daraus eventuell ein interessantes Gebräu. Beim Starkbierfest neulich klopfte 'Bruder Musikus' alias Günter Lammel schon mal sachte auf den Busch. 'Dieter Migge verhält sich zur Zeit sehr ruhig', sagte er über den auch schon als Bürgermeisterkandidat gehandelten CSU-Dissidenten, 'von Irena Hirschmann kann man derzeit viele Leserbriefe finden. Beides ist verdächtig.'
Hirschmann, die einst ein Jahr für die SPD im Gemeinderat saß, ist mittlerweile aus der Partei ausgetreten und hat sich in jüngster Zeit in der Tat durch eine Vielzahl von Aktivitäten auf politischer Bühne profiliert: Anträge zu spezifischen Verkehrsproblemen, der versuchte Nachweis einer Verfilzung der Planer bei den Studien zur Ortsmittenentwicklung, ein Lesermailduell mit dem Bürgermeister zur Verkehrsplanung und jetzt wieder eine namentliche Unterzeichnung der gemeinen Stellungnahme der Initiative.
'Was ist da dran', hat SPD-Urgestein Edmund Conen neulich in seiner wenig subtilen Art im Rathaussaal lostrompetet, 'dass Irena Hirschmann einen Ortsverband der Grünen gründen und als Bürgermeister-Kandidatin antreten wird?' Ja, was ist da dran? Hirschmann hält sich völlig bedeckt, sagt nicht ja, freilich auch nicht nein, was angesichts der Dimension der Spekulation schon mal bemerkenswert ist.
Eine Spur führt in dem Zusammenhang auch zu Gemeinderat Bertram Böhm (SPD). Der kam in seiner parteipolitischen Sozialisation in seiner Heimatstadt Coburg einst von den Grünen, ehe er aus dortigen ortsspezifischen Gründen zur SPD übertrat. Als er in Eching mit großem Paukenschlag die politische Bühne betrat, gehörte Hirschmann zu seinen engsten Unterstützern. Böhm hat sich bereits vorbehaltlos für einen möglichen Bürgerentscheid über die Therme ausgesprochen, der von der neuen Initiative gefordert wird, wenn auch ausschließlich aus den grundsätzlichen Erwägungen, er sei immer dafür, den Bürgerwillen einzuholen. Und dass er mit der Echinger SPD nicht glücklich ist und umgekehrt, das ist auch kaum kaschiert.
Der Kreisverband der Grünen bestätigt, dass es in Eching 'ein paar Leute gibt, die über die Gründung eines Ortsverbandes nachdenken', wie die Kreisvorsitzende Claudia Bosse sagt. Formal gehört Eching in einen übergreifenden Ortsverband Neufahrn/Hallbergmoos/Eching, der freilich in Eching nicht wirklich präsent ist und auch keinen Kopf im Ort hat. Lediglich 'eine Gruppe von Sympathisanten' weiß Bosse in Eching.
Über Jahre waren die Thermenpläne in Eching jenseits des Kopfnickens der berühmt-berüchtigten Konsensdemokratie im Gemeinderat nicht der Ansatz eines Aufregers. Jetzt könnte der virtuelle Wellnesstempel fernab vom Schatten des Kirchturms den Bürgermeisterwahlkampf ganz schon aufrühren.

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