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ORTSGESCHEHEN

Bäumchen, wechsle Dich...

Die Birkenallee zum Friedhof Günzenhausen wird abgeholzt und durch eine Lindenallee ersetzt.
So hatte es exakt vor Jahresfrist eine Bürgerversammlung in Günzenhausen empfohlen, wo die Thematik unter weiteren Aspekten der Ortsentwicklung mit fachlicher Begleitung diskutiert und abgestimmt worden war. Das letzte Wort freilich hatte der Gemeinderat – und es wurden ein paar mehr daraus…
Denn tags zuvor hatte die reguläre Bürgerversammlung in Günzenhausen stattgefunden, wo auch die Allee Thema war – und alle dort anwesenden Gemeinderäte hatten völlig verschiedene Debatten gehört. Während Georg Bartl das Schweigen der Mehrheit in altbayerischem Duktus deutete als „ned gschmipft is Zustimmung gnua“, hörte Simon Wankner aus dem Schweigen eine einhellige Ablehnung der Pläne und ein raunendes Bekenntnis zum Erhalt der Birkenallee.
Das öffnete ein weites Feld für grundsätzliche Diskurse zu Lindenwachstum, Bürgerbeteiligung und der Zukunft von Günzenhausen an sich.
Barbara Schefold lehnte es kategorisch ab, eine gewachsene Allee einfach abzuholzen, nur um sie willkürlich durch einen anderen Baum zu ersetzen, „der auch Dreck macht“. Günzenhausens Dorfentwicklung sei noch nicht so weit diskutiert, dass man nun mit so einem unbedeutenden Aspekt Aktionismus zeigen und Tatsachen schaffen müsse. Josef Bohmann wunderte sich über die Wahl der Linde, da der Baum extrem tropfe und darunter Parkplätze angesiedelt seien.
Der Dietersheimer Gemeinderat Franz Zeindl, gebranntes Kind von dem Dorfaufstand jüngst bei einer Abholzung, prophezeite, dass ein Kahlschlag der Allee in Günzenhausen ähnliche Proteste dort hervorrufen werde. „Da geht’s genasuso rund wie in Dietersheim“, erwartet er, „die Allee gehört zu Günzenhausen wie der Kirchturm“. Wankner regte eine schrittweise Abholzung und Aufforstung an, „damit der Schock nicht zu groß wird“. Auch er sprach sich gegen die Linde aus, deren Wachstum für die Stelle überdimensioniert sei.
Simon Gruber fand hingegen den Gedanken ganz attraktiv, nun lange Jahre kleinere Bäume als Allee zu sehen. „Der Friedhof verschwindet jetzt hinter der Allee“, klagte er, und auch Bartl, geborener Günzenhausener, erinnerte sich an seelige Jugendtage, wo doch „die Allee zwischen 1970 und 85 am schönsten war, jetzt ist sie zu wuchtig für den Weg“. Überhaupt sah Gruber Probleme, die Debatte daheim in Günzenhausen zu erklären. „Wir haben doch das Ergebnis einer Bürgerversammlung“, wunderte er sich, solle man das nun übergehen? Auch Bartl betonte, man könne nicht Günzenhausen über eine Linde abstimmen lassen und dann einen anderen Baum wählen, „das wär ja direkt ein Affront“. Also eine neue Bürgerversammlung um die Linde?
Der Ausschuss rang sich schließlich doch zu einer Abstimmung durch und entschied mit neun zu vier Stimmen:
Die Birkenallee zum Friedhof Günzenhausen wird abgeholzt und durch eine Lindenallee ersetzt.

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