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ORTSGESCHEHEN

Transparenz in Lederhosen

Die besten Sprüche von "Bruder Musikus" alias Günter Lammel beim Starkbierfest 2012 des Musikvereins St. Andreas:
 
Wir haben uns heute hier in der Alten Halle versammelt, weil vor dem Echinger Bürgerhaus ein Bauzaun steht. Der schützt das Gebäude vor allzu eifrigen Handwerkern.
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Alex Frieß ist ja nur noch Vorsitzender, nachdem Du beim letzten Herbstkonzert als Dirigent des Jugendorchesters feierlich verabschiedet wurdest. Von den Aktiven wurde Dir ein Los der „Aktion Mensch“ überreicht, angeblich mit den Worten: „Wenn Du was gewinnst, dann kannst Du es ja dem Verein spenden, wenn nicht, hast Du eh nichts davon.“ Darüber warst Du „not amused“. Andererseits hast Du ja noch keinen Nachfolger, so sehr Du auch suchst. So war es eben ein Abschiedsgeschenk, das keines ist, für einen Dirigenten, der nicht geht.
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Durch die rasanten Bautätigkeiten bei den öffentlichen Gebäuden in Eching, die listigerweise zeitgleich erfolgen, sind die Vereine gezwungen, sich Ersatzquartiere zu besorgen. Auch das ASZ ist zur Zeit stark frequentiert. Für die Neufahrner unter uns: ASZ heißt Alten- und Service-Zentrum, ein seltsamer Name, wenn man bedenkt, dass es fast keine Alten mehr gibt, sondern nur noch rüstige Rentner, und wenn diese doch einmal pflegebedürftig werden, im Alten- und Service-Zentrum nicht betreut werden können. Das ASZ selbst nennt sich übrigens Alten Service Zentrum, ohne Bindestriche, das hört sich ja an wie Oldtimer Spezial Werkstatt.
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Versöhnlich stimmt der Vorschlag der SPD, die Gemeinde möge den Vereinen die Gebühr für die Nutzung des ASZ während der Bauphase des Bürgerhauses teilweise erstatten, wenngleich einem bei diesem Kreisverkehr der Kosten, Gebühren und Zuschüsse ganz schön schwindlig werden kann. Von diesem Schwindel befallen ist auch der Musikverein. Die Verantwortlichen fragen sich, wie soll es weitergehen mit dem Musikunterricht, der Jugendarbeit, den Orchesterproben, wenn die Gemeinde kostendeckende Raummieten verlangt? Soll der Musikverein, der im Dachgeschoss der Musikschule bei mäßiger Akustik seine Proben abhält, dafür Miete bezahlen? Und im Sommer ist es sauheiß da oben. Was aber, wenn der Bürgermeister auf die Idee kommt, von jedem Orchestermitglied Eintritt zu verlangen – so wie in der Saunawelt des Neufun?
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Die Kreuzung Untere Hauptstraße/Paul-Käsmaier-Straße ist durch die Vorampel sicherer geworden. Ja, man muss es nur erwarten können. Unser Vorsitzender Alex Frieß konnte nicht so lange warten. Die eingebaute Vorfahrt für sein Auto hat er nicht erhalten, den Stau in der Goethestraße war er leid, darum hat er sich eine Wohnung in der Raiffeisenstraße gekauft. Man sieht, es gibt für alles eine Lösung, man muss nur erst draufkommen.
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Unser Bürgermeister ist ja ein großer Förderer des regionalen Handwerks und Gewerbes und so auch regelmäßiger Besucher der Echinger Frühjahrsausstellung. Bei einer solchen Gelegenheit kam er auch am Stand eines ortsansässigen Trachten- und Lederwarenherstellers vorbei. Da meinte seine Frau Maria: „So a Lederhosn war doch was für di, du hast ja die richtige Figur dazu.“ Und so hat sich der Sepp in aller Öffentlichkeit eine Lederhosen anmessen lassen. Das nenne ich „Transparenz“, wie sie heute so oft gefordert wird.
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Beim Anzapfen bewies der Bürgermeister einmal mehr: Das was der Ude kann, kann der Sepp scho a, zumindest was die Tracht und die Anzahl der Schläge angeht. Ansonsten, moan i. haben die beiden nicht recht viel gemeinsam, höchstens noch, was die wohlgesetzte Rede angeht.
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Mittlerweile ist bereits der Festsommer in Planung, eine geniale Idee unseres Bürgermeisters und eine passende Gelegenheit für ihn, die Lederhose aus dem Schrank zu holen. Zwar weiß noch kaum einer so genau, wie dieser Festsommer aussehen soll, aber der Riemensberger Josef hatte da eine Vision: Er sah den Bürgerplatz festlich gestaltet mit einem Ambiente wie weiland das Theaterdorf der Heimatbühne, sah die nimmermüden Mitglieder der zahlreichen Echinger Vereine hurtig hin- und herflitzen, mit Gesottenem und Gebratenem die gar lieblich in bairische Gewänder gehüllten Festgäste atzend und die durstigen Kehlen der versammelten Bürgerschaft mit edlem Gebräu aus dunklen Bierkellern netzend, sah Gaukler und Zauberer, Mimen und Musikanten, die um die Wette und spielten und tanzten, ein allzeit fröhliches Publikum, das über alle Parteigrenzen hinweg sich am Bürgerplatz delektierte, der an diesen Tagen all seiner sonstigen Traurigkeit und Verlassenheit verlustig ging und in den Mittelpunkt eines Interesses rückte, dessen er von Anbeginn entbehrte. Dann kam die erste Besprechung. Und die holte unseren Visionär wieder auf den Boden der Wirklichkeit zurück.
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Beim geplanten Festsommer wurde ruchbar, dass jeder Beteiligte für seine Einnahmen selbst verantwortlich ist. Wenn nun auch der Musikverein, der an vier Tagen für musikalische Unterhaltung sorgen soll, sich daneben noch um die Einnahmen kümmern muss, so bleiben nur zwei Möglichkeiten. Variante 1: Er spielt à la Musikbox. Wenn ein Gönner einen Schein in die Kasse wirft, darf er sich ein Musikstück wünschen. Wenn nicht, spielen die Musiker nur die Pausen. Variante 2: Der Musikverein betreibt nebenbei einen Verpflegungsstand. Bei größerer Nachfrage am Grill kann dann schon mal eine längere Musikpause entstehen.
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Beim Feuerwehrhaus treten die Überraschungen bereits bei der Neubauplanung auf, und zwar in finanzieller Hinsicht. Mir ist nicht klar, weiß der Gemeinderat nicht, was die Feuerwehr braucht, weiß der Architekt nicht, was sich die Gemeinde leisten kann, oder weiß die Feuerwehr nicht, wie sie dem Architekten ihre Vorstellungen nahebringt. Aber eines ist sicher: Die Leserbriefschreiber, die kennen sich aus. Wenn ich jetzt noch sage, dass geplant ist, im Neubau Bilder aus der Historie der Feuerwehr aufzuhängen, so sehe ich morgen schon den Leserbrief in der echinger-zeitung.de: Wozu braucht die Feuerwehr eine Pinakothek?
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Zu "Müller-Brot" sage ich nur soviel: Es ist immer gut, wenn ein Investor genügend „Mäuse“ mitbringt, nur sollte er sie im Betrieb anlegen und nicht laufen lassen.
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Worüber spricht man noch in Neufahrn? Der Marktplatz, der allmählich ausblutet. Immerhin ist er noch am Leben, er atmet noch, auch wenn es mehr ein Röcheln ist, der Echinger Bürgerplatz hat dagegen noch nie wirklich gelebt, der todelte schon, noch bevor er getauft wurde.
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Wie heißt es so schön: Im Wein liegt Wahrheit. Drum trinken manche Politiker lieber Bier.
 
(hierzu sind Lesermails eingegangen)

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