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ORTSGESCHEHEN

Chez Kartoffelsepp

Natürlich war in Echings angesagtestem In-Lokal "Zum Kartoffelsepp" mal wieder kein Platz zu bekommen. Immer wenn das beliebte Nierenschaschlik provencal aus eigener Schlachtung auf der Tageskarte stand, waren Tage vorher alle Tische besetzt.
Der Gemeinderat hatte eine weitere weise Entscheidung getroffen, als er das leidige Problem der Gastronomie im Bürgerhaus in Eigeninitiative löste. Nachdem reihenweise Pächter gescheitert waren, eröffnete das Rathaus das Restaurant als kommunalen Eigenbetrieb neu.
Unter Regie von Gastro-Designer Edmund Conen wurde das Restaurant entkernt und völlig neu hergerichtet, Paul Kuffner lieferte eine funktionale Küche. Nach europaweiter Ausschreibung erhielt die Bürogemeinschaft Wehkamp-Wankner den Auftrag, die Blumenarrangements auf den Tischen zu gestalten. Rathausmitarbeiter Georg Metz erarbeitete die Speisekarte als Powerpoint-Präsentation in 57 Folien.
Auf Antrag der SPD wurde peinlich darauf geachtet, dass der Küchendienst streng nach Quote immer von einer Frau und einem Mann besetzt war; besonders bewährte sich das Tandem Kerstin Rehm/Dieter Migge, das die würzigsten Speisen zauberte. Frisch Geschlachtetes gab es immer am Mittwoch, seitdem der Wirt, "Kartoffelsepp" Riemensberger persönlich, jeden Dienstag Abend seine Eindrücke aus den Gemeinderatssitzungen verarbeitete, indem er ein Schwein abstach.
Dass Christoph Gürtner die Cappuccino- und Espresso-Tassen auch am Henkel austrug und auf den Tisch knallte, wie er das von den Maßkrügen beim Oktoberfest gewohnt war, irritierte nur anfangs. Unauffällig, aber gekonnt agierte Robert Hofmeier als Schankkellner.
Besonders beliebt waren die von Sybille Schmidtchen liebevoll gestalteten Hauspartys, bei denen abwechselnd der Chor der Musikschule, das Ensemble der Musikschule und Solisten der Musikschule auftraten. Gut nachgefragt war auch der Lieferservice "Call a sauers Lüngerl", den Oliver Schlenker mit dem Motorrad betreute.
Als Verantwortlicher für den Einkauf führte Georg Bartl zur Kosteneinsparung unter anderem ein, dass die Teebeutel nach dem ersten Aufguss heiß ausgewaschen und dann ein zweites Mal verwendet werden.
Besonders geschätzt wurde von Feinschmeckern, dass im "Kartoffelsepp" kein Gericht ohne "Guido"-Senf gereicht wurde. In seiner regelmäßigen Gourmetkolumne "Friß Dich pappsatt (FDP)" im Ortsnachrichtenblatt schrieb Heinz Müller-Saala den Erfolg des "Kartoffelsepps" einmal mehr einzig Bürgermeister Riemensberger zu und rief ihn zum "Gott des Leberknödels" aus.
Der Erfolg der Gaststätte löste jedenfalls mittelfristig alle Finanzprobleme der Gemeinde, und nur Spötter behaupteten, dies läge hauptsächlich daran, dass die Gemeinderäte vor lauter Küchendienst nicht mehr zum Regieren kämen.
 
(hierzu ist ein Lesermail eingegangen)

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