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ORTSGESCHEHEN

'Straßennetz folgt nicht mehr der Logik'

Die anstehende Freigabe des Baugebiets Eching-West sorgt weiterhin für Debatten um die Notwendigkeit einer zusätzlichen Erschließungsstraße. Dazu hat Günter Salomon aus dem angrenzenden Wohngebiet "Schachterlhausen" mal die Entwicklung der Verkehrsgestaltung in den vergangenen Jahren unter die Lupe genommen. Seine Bilanz: einer Verzehnfachung der Einwohner wurde mit null Veränderung der Verkehrsführung begegnet. Das Straßennetz "ruht in seiner Entwicklung und folgt nicht mehr der bewährten Logik", moniert er.
Seine Analyse im Wortlaut:

"Das Thema Baugebiet Eching-West ist schon ein Dauerbrenner. Wenn man sich mal die Historie der Gemeindeentwicklung ansieht, sollte man eigentlich zu einfachen und logischen Erkenntnissen kommen.
Der rasante und erfreuliche Aufschwung unserer Gemeinde in der Nachkriegszeit ist untrennbar mit einem enormen Bevölkerungszuwachs verbunden. Wo das Volk wohnt, da müssen Häuser her. Um diese Häuser erreichen zu können, müssen Straßen gebaut werden. (Soweit logisch?)
Am Anfang dieser Expansion zeigten die damals Verantwortlichen der Verwaltung Weitblick und handelten nach dieser einfachen Logik. Die „Hauptverkehrsader“ war vor dem Krieg wohl schon die West-Ostachse, die heutige Obere- und Untere Hauptstraße bzw. Staatsstraße 2053. Entsprechend des Bevölkerungs- und Bebauungswachstums wurden von dieser Achse weg weitere Straßen angelegt, um das damit verbundene, noch bescheidene Verkehrsaufkommen vernünftig zu kanalisieren. Vom Norden waren das: Klosterweg, Hollerner Str., Daitenhausener Str., Bahnhofstr. und Danziger Str. Vom Süden: Mallershofenerstr., Feldstr., Heidestr., Marienstr., Ottostr., Sportplatzstr. und Dietersheimer Straße.
All diese Einmündungspunkte in die Hauptstraße sind in dem Plan von ca. 1970 zu sehen. Sie existierten bereits in den 60-er Jahren des letzten Jahrhunderts und früher, als es in Eching noch recht beschaulich zuging. 1950 zählte Eching 1500 Einwohner, hatte eine überschaubare Volksschule, einige Kleingewerbe und Geschäfte für die Grundversorgung der Bevölkerung.
Was geschah dann? Eine wundersame Vermehrung trat ein in: Bevölkerung, Häuser und Siedlungen, Schulen und Kindergärten, Industrie- und Gewerbebetrieben. Die Einwohnerzahl hat sich bis heute rund verzehnfacht (incl. Eingemeindung), das wären 1000 %!
Parallel dazu trat eine überproportionale Verkehrsentwicklung ein. Nicht jeder Haushalt der 60-er und 70-er Jahre verfügte damals über ein Auto, heute sind es oft zwei oder drei Fahrzeuge. Und wie verhält sich zu dieser erfreulichen Entwicklung im Betrachtungszeitraum der letzten 40 bis 50 Jahre unser Straßennetz links und rechts der Hauptstraße? Es ruht in seiner Entwicklung und folgt nicht mehr der zitierten, bewährten Logik!
Jeder Betrachter des aktuellen Ortsplanes (2010) wird feststellen, dass sich vor dem Hintergrund dieser massiven Zunahme der Bevölkerung, Häuser, Siedlungen und Fahrzeuge die markierten Straßeneinmündungspunkte gegenüber dem Ortsplan von Anfang der 70-er Jahre kaum verändert haben. Das sind 0 %!
Eigentlich ist bei der Hollerner Str. verkehrsmäßig sogar eine Verschlechterung eingetreten, das ergibt Minusprozente! Vor deren Sperrung konnte diese noch den Verkehr Richtung Lohhof ableiten und dadurch die Hauptstraße entlasten, was seit Jahren nicht mehr möglich ist.

Wie sieht nun die momentane Situation und die nahe Zukunft aus? Es ist eine neue Siedlung in Eching-West geplant, welche rund dreimal so groß wird wie Schachterlhausen. Was tut sich nach den derzeitigen Verantwortlichen der Planung in Sachen Ableitung des zusätzlich aufkommenden Verkehres? Momentan nicht viel!
Nun zu den berechtigten Fragen:
- Warum mutet man den tausenden von Bürgern der angrenzenden Siedlungen um das neue Baugebiet die Aufnahme des Zusatzverkehres zu, der ihre Spielstraßen, verkehrsberuhigten- und Zone 30 –Straßen belastet?
- Warum sträuben sich die heutigen verantwortlichen Leute in Verwaltung und Gemeinderat (im Gegensatz zu ihren weisen Vorgängern) gegen eine direkte Straßenanbindung der neuen Siedlung an die Haupt- bzw Staatsstraße?
- Warum werden die Interessen der vielen Bewohner des Echinger Westens den Interessen von nicht mal einer Hand voll Grundstückseignern des neuen Baugebietes untergeordnet?
- Warum stellt man erst in ferner Zukunft eine solche Anbindungsstraße vage in Aussicht, wenn die Straßen der bestehenden Siedlungen ramponiert sind?
- Was ist daran so verkehrt, wenn besorgte Bürger eine sich andeutende Fehlentwicklung erkennen und sich konstruktive Gedanken darüber machen, was in der offiziellen Planung so alles läuft, oder nicht läuft?

Jedem, auch dem, der unter dem Motto „kein zusätzliches Auto vor meinem eigenen Haus“ gegen die berechtigte und vernünftige Forderung vieler besonnener Bürger opponiert und zum Gegenangriff bläst, sollte eines klar sein: Für den innerörtlichen Verkehr aller Kommunen, also auch für Eching gilt folgende Gleichung: Mehr Einwohner = mehr Autos = mehr Verkehr. Persönliche oder eigennützige Überlegungen ändern an dieser Tatsache nichts.
Hinzuweisen ist noch auf eine Sendung, die Kontrovers am 30. 5. 2012 im 3. TV-Programm des BR ausstrahlte. Dort wurden Beispiele von Kommunen gezeigt, deren Situation in diesem Punkt durchaus mit der Echings vergleichbar ist (z. B. Weitramsdorf, Prichsenstadt, Oberleiterbach …): In Ampermoching hat der Schwerlastverkehr der für den Bau der ICE–Strecke M-N aufgetreten ist, die innerörtliche Straßen (auch Siedlungsstraßen) dermaßen geschädigt, dass diese totalsaniert werden müssen. Jeder Anrainer muß sich an der Finanzierung dieser Maßnahme mit bis zu 40.000 Euro beteiligen. Dieses Modell sollte doch tunlichst nicht auf Eching übertragen werden. Die komplette Sendung kann man sich im Internet ansehen.

Deshalb: Um sowohl die neusiedlungsbedingten Schwerlaster der mehrjährigen Bauphase als auch den zunehmenden Pkw-Verkehr nicht durch bestehende Siedlungen leiten zu müssen, muss besagte Anbindungsstraße der Siedlung Eching-West direkt an die Staatsstraße 2053 vor dem ersten Spatenstich in der Siedlung funktionsbereit sein!
An der manchmal genannten Finanzierung kann es nicht liegen, denn die Veräußerung des gemeindeeigenen Grundstückes in dem neuen Baugebiet zu ortsüblichen Preisen bringt den vielfachen Erlös der Baukosten für die geforderte Anbindungsstraße.
Den Verantwortlichen in Verwaltung und Gemeinderat ist zu wünschen, dass sie die berechtigten Sorgen des demokratischen Fußvolkes ernst nehmen und deren gar nicht so schlechten Vorschläge umsetzen. Andernfalls kämen sie in Verdacht, in Eching auch Ampermochinger Verhältnisse herbeiführen zu wollen."
 
(hierzu sind Lesermails eingegangen)

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