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ORTSGESCHEHEN

Gemeinde übernimmt ehemalige Militärflächen

Rund 400 Hektar in und um das Mallertshofer Holz gehen aus staatlichem Besitz ins Eigentum der Gemeinden Eching und Garching über. Die einstigen Bundeswehrflächen sind im Paket des „Nationalen Naturerbes“, das von der Bundesrepublik derzeit landesweit abgegeben wird, vorwiegend an die Standortgemeinden.
In das Zukunftsprojekt einfließen wird die Absicht des Staates, für die Besiedlung des ehemaligen Flugplatzgeländes in Maisach die ökologischen Ausgleichsflächen im Mallertshofer Holz nachzuweisen. Klappen diese Pläne in der parallel laufenden Gewerbegebietsausweisung von Maisach, dann werden rund 60 Hektar im Mallertshofer Holz als Kohärenzflächen für dort geopferte Flächen unter europäischem Naturschutz nach FFH-Richtinie ausgewiesen und weitere 15 Hektar als Ausgleichsflächen für Eingriffe niedrigerer Wertigkeit.
Für Bürgermeister Josef Riemensberger steht der gesamte Deal unter einer Prämisse: die Übernahme muss sich für Eching dauerhaft tragen. „Wir werden hier keine Defizitgeschichte von Grund auf anlegen“, betont er, „das Ziel ist, die Kosten zu decken, die neu entstehen“. Und so hat er die Devise ausgegeben, das Land werde „nicht gepflegt, sondern bewirtschaftet“.
Schon jetzt sind Flächen verpachtet, zum Beispiel für Schafbeweidung oder auch an Landwirte, gelten langfristige Vereinbarungen mit dem Heudeflächenverein Münchener Norden in dessen ökologischen Konzepten oder wird das Holz von der Staatsforstverwaltung verwertet. All diese Voraussetzungen müßten zusammen mit den durch die Ausgleichsflächenausweisung neu entstehenden Bindungen in ein Paket geschnürt werden, das es für Eching und Garching dauerhaft tragbar mache.
Für die Gemeinden müßten auch Risiken durch eventuelle Altlasten vorab geregelt sein. Vor der Bundeswehrnutzung wurden hier wilde Kiesgruben irgendwie verfüllt, während der militärischen Ägide wurde immer wieder Klärschlamm ausgebracht, was heutigen Standards nicht mehr genügt; Altlastenfälle sind also eher zu erwarten als nicht.
Der Heideflächenverein, der von der staatlichen Liegenschaftsverwaltung und der Gemeinde Maisach mit den Ausgleichsmaßnahmen beauftragt werden woll, soll dann auch für Eching und Garching „Bewirtschaftungsbeauftragter“ werden, wie das unter Behörden heißt. Das Personal, das der Staat derzeit zur Pflege der Liegenschaften beschäftigt, soll zunächst bis zu individuellen Veränderungen weiter dort arbeiten.
Nächster Schritt ist nun die Umarbeitung des Bauleitplanes, in den die Maisacher Ausgleichsprojekte eingearbeitet werden sollen. Eching und Garching wollen dort auch ihre Ansprüche an die jeweiligen kommunalen Öko-Konten für künftige eigene Flächenausweisungen mit einpacken. Sind diese Nutzungen und damit die mittelfristige Auslegung weiter Gebietsteile rechtskräftig verankert, soll die Besitzübergabe mit ihren Modalitäten angegangen werden.
Das Mallertshofer Holz, wo die Gemeindegebiete von Garching, Eching, Ober- und Unterschleißheim aneinander grenzen, war seit den 1960er Jahren in weiten Teilen militärisch genutzt. Die Pläne der Bundeswehr, ihren Übungsplatz dort zu einem Schießplatz von 1000 Hektar Größe auszubauen, rief heftige Proteste der Anliegergemeinden hervor, von Demonstrationen bis zu juristischen Auseinandersetzungen. Der gemeinsame Abwehrkampf gegen den Standortübungsplatz war ein Impuls, die sogenannte „Nordallianz" der Nachbarkommunen zu begründen und über die intensive Zusammenarbeit die Region allgemein aufzuwerten. Auch das Erholungsgebiet Hollerner See entstand als Positivplanung in diesem Kontext. Nach dem Ende des "Kalten Krieges" wurden die Bundeswehrpläne aufgegeben und im März 1990 ein symbolisches „Kriegsbeil" begraben. Teile des Mallertshofer Holzes mit seinen umliegenden Heiden wurden anschließend unter europäischen Naturschutz nach FFH-Richtlinie gestellt.

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