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ORTSGESCHEHEN

Lesermail zum Artikel: 'Über hundert Mieter werden auf die Straße gesetzt'

"Boardinghäuser" - man lernt jeden Tag dazu...
Haben wir in Neufahrn und Eching mittlerweile Zustände wie in Pakistan und Bangladesch (wo es Usus ist, dass Arbeiter massenhaft unter menschenunwürdigen und ausbeuterischen Bedingungen in riesigen Unterkünften eingepfercht werden)?
Wo haben denn die Leute, die in der Breslauer Straße vom Landratsamt in Freising jetzt einen A....tritt bekommen, gearbeitet? Beim Flughafen (z.B. beim Dumping-Löhner Swissport-Losch)? Oder auf der Audi-Baustelle direkt an der A9? Oder gar auf einer der Baustellen, wo der Bauherr die Gemeinde Eching ist? Oder etwa bei einem Arbeitgeber (Ausbeuter?), den wir gar nicht kennen? Und, welches Hotel, welcher Großmarkt und welcher Discounter (in Eching?) hat die Leute zu Dumpinglöhnen arbeiten lassen (siehe Herrn Kunzes Hinweis)? Es wäre hilfreich, wenn Herr Kunze von der Piratenpartei hier ergänzend konkrete Namen nennt.
Aber dass es überhaupt zu solchen ausbeuterischen Auswüchsen kommt, haben wir (auch) den "Spitzenparteien" CDU/CSU sowie FDP zu verdanken, weil diese keinen flächendeckenden Mindestlohn einführen wollen. Die Folgen davon sieht man hier. Tja, irgendwer muss ja schlussendlich die "Geiz ist geil"-Mentalität breiter Bevölkerungsschichten, die stets "Besitzstandswahrung" für sich selber einfordern, bezahlen.
Eine (übrigens sehr nette) Echinger Gemeinderätin nannte mir gestern Abend den Namen des "Vermieters", der die armen Menschen geschröpft hatte (den Namen nenne ich hier nicht, weil ich keine Lust habe, mich als Angeklagter vor Gericht verantworten zu müssen).
Die Schilderungen von Klaus Bachhuber und Volker Kunze (von der Piratenpartei Freising) machen mich einerseits stinkwütend, stimmen mich andererseits aber auch nachdenklich: Die Nachbarn der (bald ehemaligen) Bewohner der Arbeiterunterkunft sind doch wohl nicht zum Bürgermeister in die Sprechstunde "gerannt", weil sie etwas Gutes für die ausgebeuteten Nachbarn tun wollten, sondern eher, weil die Umstände dort sie selber tangiert haben, oder?
Dann stellt sich für mich die nächste Frage: Hat der Bürgermeister, nachdem er über die prekäre Situation dort informiert war, sich selber einmal "auf die Socken gemacht", um mit den Leuten zu reden? Oder hat er die Beschwerden als formalen Verwaltungsakt direkt an das Landratsamt in Freising weitergeleitet (welches dann die sofortige Schließung des Hauses wegen Fehlnutzung angeordnet hat)?
Bei dieser traurigen Geschichte fällt mir nur eines ein: "Den letzten beißen die Hunde". Bleibt nur zu hoffen, dass der Ausbeuter der armen Ausländer (ich weiß seit gestern Abend, dass das nicht der Eigentümer der Immobilie ist!) sich bald vor dem Kadi verantworten muss.
Was ich ebenfalls hoffe: Dass die Gemeindeverwaltung (einschließlich des 1. und des 2. Bürgermeisters) in Zukunft viel genauer hinschaut, was "im Dorf" so alles passiert und nicht erst dann reagiert, wenn das sprichwörtliche Kind bereits in den Brunnen gefallen ist.
Dies ist keine Schuldzuweisung - an wen auch immer - von mir, sondern vielmehr ein Appell, dass in Eching zukünftig mehr Mitmenschlichkeit und Sensibilität dem Anderen gegenüber gepflegt wird, und zwar unabhängig davon, ob man im Sportverein, im Trachtenverein, bei der Musikkapelle, der Freiwilligen Feuerwehr, beim Burschenverein oder sonstwo sozial vernetzt ist.
Für mich bleibt bei dieser Geschichte ein bitterer Nachgeschmack: Während die einen am 1. Mai die Aufstellung des Maibaums feiern, kämpfen ein paar Meter weiter (ebenfalls) Menschen um ihre nackte Existenz - die ihnen gerade wohl komplett genommen wird (per Verwaltungsakt).
Armes Bayern!
Guido Langenstück
 
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