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ORTSGESCHEHEN

Von großen und kleinen Verlusten, Chancen und Perspektiven

Die CSU hat ihr schlechtestes Ergebnis seit 30 Jahren eingefahren, die SPD ihr schlechtestes, seit sie in Eching antritt, die FDP existiert faktisch nicht mehr. Da konnten sich die Freien Wähler als vierte Verlierer der Gemeinderatswahl am Sonntag schon deutlich besser fühlen. Ihre fünf Sitze bedeuten immer noch ihr zweitbestes Ergebnis in der Geschichte, lediglich der außergewöhnliche Ausreißer vor sechs Jahren wurde korrigiert. "Wir sehen das Ergebnis durchweg positiv", freute sich ihr Sprecher Patrick Mücke denn auch, "es ist eine feine Sache".

Abgesehen von diesen Nuancen des Verlustschmerzes war die Bilanz des Wahlabends aber glasklar: die vier Gruppierungen, die im Gemeinderat saßen, haben verloren – die drei Gruppierungen, die außen vor waren, haben gewonnen.

CSU, SPD, FW und FDP, die vier Gruppierungen, die jetzt sechs Jahre lang den Gemeinderat gebildet haben, wurden zusammen von gerade 33 Prozent aller Echinger Wahlberechtigten gewählt. 67 Prozent der Echinger haben sie nicht wieder gewählt.
Nun kann man über geringere oder größere Verluste trefflich debattieren – aber vor allem sollte man sich darüber mal Gedanken machen.

Bei den Neuen herrscht jetzt erstmal Starteuphorie. "Dafür, dass es uns erst ein paar Wochen gibt, haben wir das Optimum herausgeholt", freute sich Bertram Böhm für die "Echinger Mitte". Der Einstieg der neuen Gruppierung mit einem Sitz sei "ganz okay", fand er, wenn er sich auch für die drei Neuen in der Summe "ein bisschen mehr erhofft" hätte. Als Einzelkämpfer im Gemeinderat müsse er nun Konstellationen schmieden, um "erstmal zu schauen, dass ich in einen Ausschuss reinkomme".

Von Null auf Drei – bei den "Bürgern für Eching" sind absolut keine Wünsche offen geblieben. "Wir haben immer mit ein bis zwei Sitzen gerechnet", erzählte die Vorsitzende Sylvia Jung, "alle drei ist ein großer Erfolg". Die drei Frauen, die sich auch auf den Wahlplakaten gerne im Trio präsentierten, seien in den letzten vier Jahren seit der Vereinsgründung "sehr aktiv gewesen und wir haben uns dieses Ergebnis wirklich verdient", findet Jung.
Dramatisch schlecht empfindet sie die Wahlbeteiligung von gerade 45 Prozent. "Selbst den ortspolitisch Interessierten macht man es hier in Eching ja nicht wirklich leicht, Einblick zu bekommen", sieht sie auch als einen Grund dafür, der von den "Bürgern für Eching" stets angeprangert wurde.
Mit Fraktionsstatus im neuen Gemeinderat sind die "Bürger für Eching" autark, dennoch kündigt Jung an, dass für sie "der gruppenübergreifende Austausch außerordentlich wichtig" sei. Sechs Gruppierungen mit vielen neuen Gesichtern seien "eine Chance, die Ortspolitik neu zu beleben". Jetzt gehe es um "mehr Transparenz und belebtere Diskussionen im Gemeinderat, um zu guten Lösungen zu kommen".

Trotz ihres erheblichen Frusts über den Verlust von drei Sitzen und damit das Etikett als größter Wahlverlierer sieht auch die SPD in der neuen Konstellation die gleichen Perspektiven. "Mit vielen neuen Gesichtern und leicht verschobenen Kräfteverhältnissen ist die Chance für eine verbesserte Gemeindepolitik da", erwartet ihr Ortsvorsitzender Carsten Seiffert. Die SPD habe schon lange "das einzige ernstzunehmende Gegengewicht zum Bürgermeister und seiner rückwärtsgewandten Politik dargestellt".
In den "Bürgern für Eching" und den Grünen sieht Seiffert "fortschrittliche Kräfte mit vielen Übereinstimmungen in den Zielen". Diese "fortschrittliche" Riege sei in der Wahl damit sogar gestärkt worden, interpretiert er, von den bisherigen sieben Sitzen der SPD auf nunmehr zehn Sitze im Trio, "leider aber mit starken Einbußen auf unserer Seite".

Gute Wünsche für den Gemeinderat kann die FDP nur mehr von außen übermitteln. "Ich hoffe, dass sie gutes Zusammenspiel praktizieren und für Eching etwas voranbringen", gibt Spitzenkandidat Berthold Manke dem neuen Gremium auf den Weg. Für das Scheitern der Liberalen macht er in erster Linie den Generationenwechsel nach dem Rückzug von FDP-"Alleinunterhalter" Heinz Müller-Saala verantwortlich, "das geht nicht von heute auf morgen". Das Ausscheiden aus dem Gemeinderat hindere die Echinger FDP aber nicht, "uns weiter für die liberale Sache einzusetzen".

(hierzu ist ein Guidomail eingegangen)

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