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ORTSGESCHEHEN

Standortdebatten schon bei der Ansiedlung

Standortdebatten schon bei der Ansiedlung

Die Gemeindeverwaltung, einst ein Gemeindeschreiber, meist der Lehrer, später ergänzt um einen Boten, war in Eching über Jahrzehnte folgerichtig in der Schule angesiedelt. Die erste Gemeindekanzlei befand sich im allerersten Schulhaus, der späteren Bäckerei Steinbach an der Unteren Hauptstraße 6. 1907 zog sie mit der Schule in das neu erbaute Schulhaus, heute das älteste öffentliche Gebäude in Eching.
1964 kaufte die Gemeinde ein landwirtschaftliches Anwesen, Hausname "Griesmann", weiter westlich im Ort, das nach dem Tod des Bauern nur noch als Lager für örtliche Betriebe diente. Das Bauernhaus wurde umgebaut und die Gemeindeverwaltung zog ein.
Ende der 1960er Jahre wurde dann beschlossen, den Hof abzureißen und durch einen Rathausneubau an gleicher Stelle zu ersetzen. Schon damals gab es jedoch Standort-Diskussionen. Architekt Ernst Wirth, der zusammen mit Kompagnon Alfred Pohlan das neue Rathaus geplant hatte, bezeichnete den Standort an der Hauptstraße als „verkehrsmäßig sehr ungünstig“. Wahrscheinlich störte ihn, dass es keinerlei Parkmöglichkeiten gab.
Ein neues Rathaus, so seine Ansicht, würde „an einem Platz in der Nähe der Hubergasse und der Parksiedlung viel besser zur Geltung kommen“. Mit Parksiedlung war wohl das damalige Neubaukarree an der Böhmerwaldstraße gemeint.
Damals wurde freilich noch erwogen, auch die Feuerwehr im neuen Rathaus unterzubringen. Für die wäre wiederum die Hauptstraße der deutlich geeignetere Standort, wurde seinerzeit debattiert. 1970 entschied der Gemeinderat dann jedoch, ein eigenes Feuerwehrhaus zu bauen.
Und am 15. Januar 1971 wurde einstimmig der Standort an der Hauptstraße für das Rathaus festgelegt. Das „Freisinger Tagblatt“ zitierte Gemeinderat Martin Steiniger mit dem Hauptargument der Wirtschaftlichkeit, weil das Grundstück der Gemeinde bereits gehörte. Weitere Aspekte waren, dass die mittelfristige Ortsentwicklung nach Süden und Westen gehen werde, und der Rathausstandort an der Hauptstraße weiter von den geplanten Flugrouten des künftigen neuen Flughafens entfernt sei als die weiter nördlich gelegene Alternative.
Noch 1971 zog die Gemeindeverwaltung – keine zehn Leute - in angemietete Bürogebäude an der Bahnhofsstraße und im alten Pfarrhof (heute Standort des Bürgerhauses) um und das alte Rathaus wurde abgerissen. Kuriose Personalie am Rande: die Mutter des damaligen obersten Gemeindemitarbeiters und später langjährigen Kämmerers Dieter Wagner war in diesem Haus aufgewachsen.
Am 23. November 1972 wurde für das neue Rathaus Richtfest gefeiert und Pfarrer Anton Reichlmair freute sich darüber, dass die Höhe des Kirchturms mit dem Neubau nicht erreicht werde, „damit man weiß, wer bei uns das Sagen hat“. Im Herbst 1973 zog die Gemeindeverwaltung aus ihren Mieträumen an der Bahnhofstraße in das neue Gebäude, in dem zunächst auch noch die Raiffeisenbank untergebracht war.
Nördlich an das neue Rathaus schlossen sich damals noch weitere Bauernhöfe des Dorfes an, die erst nach und nach dem Bürgerhaus (1981), dem Grassl-Haus (1982) und schließlich dem ASZ (1995) wichen. Dass mit dem Neubau des Alten-Service-Zentrums und der zentralen Tiefgarage als Kollateraleffekt auch ein neuer Bürgerplatz entstand, hat die Statik der Ortsmitte komplett verändert. Bis heute weiß die Gemeinde nicht recht mit ihrem neuen Hauptplatz umzugehen.

Das Luftbild aus dem Jahre 1956 aus dem Gemeindearchiv zeigt an der Hauptstraße (v. re.) die Kirche, das Griesmann-Anwesen und den Huber-Wirt, dann die Einmündung der Bahnhofstraße.

(zur Diskussion über die Zukunft des Rathauses)

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